Klavierkonzert fis-Moll Op. 1, 1. Satz

(Aufnahme von 1939/40 mit dem Philadelphia Orchestra unter Eugene Ormandy als Dirigenten und Sergej Rachmaninow als Solisten)

Rachmaninow zählt zu jenen Komponisten, deren Personalstil und unverwechselbarer Klang schon sehr früh ausgeprägt war. Sein 1. Klavierkonzert, das er als 17-Jähriger zum Jahreswechsel 1890/91 noch als Student am Moskauer Konservatorium schrieb, ist in seiner frühreifen Genialität ein mehr als eindrucksvolles Beispiel dafür. Obwohl nach dem historischen Vorbild von Griegs g-Moll Klavierkonzert geformt, packt einen das Werk sofort mit seiner direkten, ungefilterten Emotionalität. Bewundernswert ist jedoch auch, mit welchem überlegenen architektonischen Formgefühl der junge Rachmaninow bereits die große Form des Klavierkonzertes gestaltet. Der jugendliche Überschwang ist in späteren Werken unübersehbar gebändigt und gereift, weshalb man diese Qualität heute von Rachmaninow nicht gewohnt ist. Gerade deshalb wohnt jedoch diesem Werk ein noch größtenteils unentdeckter Wert inne.

 

Als der Komponist sein Jugendwerk gegen Ende seines Lebens zum Jahreswechsel 1939/40 zusammen mit Eugene Ormandy und dem Philadelphia Orchestra schließlich aufnahm, war es noch einmal ein Testament für seine überragenden musikalischen, pianistischen und kompositorischen Fähigkeiten. Er war nicht nur Pianist, ebensowenig wie nur Komponist oder Dirigent. Er stammte noch aus einer Zeit, als all diese musikalischen Erscheinungsformen noch nicht getrennt waren, erlebte diese Differenzierung und Trennung jedoch teilweise schmerzhaft mit. Das kompositorische Werk ist es, das schließlich überlebte. Rachmaninows Aufnahmen sind daher ein ebenso wertvolles wie wichtiges Dokument, wie eine musikalische Persönlichkeit mehrere musikalische Begabungen gleichwertig unter einem Dach vereinen kann.

 

© Philipp Kronbichler